Unsere Begegnung mit Stanislaw Petrow, dem Mann, der die Welt rettete!
Wie wir ihm dankten und was alles geschah.
Im September 1998 erschien folgender Bericht in der Bildzeitung:
Nach der Lektüre dieses Berichts war ich wie vom Donner gerührt: Bis zu meinem 35. Lebensjahr stand mein Leben im Zeichen des „Kalten Krieges“. Die beiden Weltmächte USA und UDSSR standen einander feindselig und unversöhnlich gegenüber: Mit Atomwaffen (Pershing II und SS20) hoch gerüstet, ausreichend für einen zigfachen Overkill. Wir hatten den Nato-Doppelbeschluss, und tatsächlich stand die Welt näher am Abgrund als wir alle dachten! Diese Atombedrohung war für mich jahrzehntelang auch deshalb so real, weil unser Haus von der Gute-Hoffnungshütte (GHH) nur etwa 500 Meter entfernt lag. Die GHH war seinerzeit noch ein Stahlkonzern von Weltgeltung und so war ich überzeugt, dass eine der russischen Atomraketen auf dieses Werk im Herzen des Ruhrgebietes gerichtet war. Ein Volltreffer für die GHH hätte so auch für meine Familie und mich das Ende bedeutet.
Und nun las ich, dass dieses Szenario beinahe wahr geworden wäre, hätte es damals nicht einen gewissen Herrn Petrow, Oberst der Sowjetarmee und Chef der militärischen Abwehr, gegeben, der gerade dies verhindert hatte. Und eben dieser Mann, der durch seine Besonnenheit die Welt vor dem Untergang bewahrt hatte, sollte – laut Zeitungsbericht – nur etwa 15 Jahre später in bescheidensten Verhältnissen in einem Vorort von Moskau sein Dasein fristen!
Mich ließ der Gedanke nicht mehr los, dass ich etwas für den Mann unternehmen musste, der einen Atomkrieg verhinderte und damit die Welt rettete.
So nahm ich kurze Zeit später Kontakt mit der BILD-Zeitung auf, um die Adresse von Stanislaw Petrow heraus zu recherchieren. Dabei erfuhr ich zunächst, dass die BILD-Zeitung lediglich den Bericht einer englischen Zeitung übernommen hatte, die ihrerseits einen Artikel aus einem unbekannten russischen Militärblatts übersetzt hatte. Nach etlichen Telefonaten mit Hamburg, Berlin, London und Moskau hatte ich plötzlich eine Adresse:
Stanislaw Petrow, 141195 Frjasino u.l. 60 let SSSR d.1, kv. 152
Wir wollen nach Moskau fliegen
Da ich wusste, dass mein Freund Helmut Höhn ein wenig russisch konnte („für den Hausgebrauch“ wie er immer betont), habe ich ihm meine Absicht mitgeteilt, Stanislaw Petrow in Moskau zu besuchen. Auf meine Frage, ob er mich dahin begleiten würde, stimmte mein Freund nach einigem Zögern zu. Mein Plan war, an einem Freitag nach Moskau zu fliegen, dort im Hotel zu übernachten, am Samstagmorgen nach Frjasino zu fahren und nach einer weiteren Übernachtung in Moskau am Sonntag wieder zurück zu fliegen. Ursprünglich geplant war die Flugroute Düsseldorf-Wien-Moskau; es kam jedoch anders: Kurz nach dem Start in Düsseldorf erhielten wir etwa über Frankfurt eine Nachricht aus dem Cockpit nach der Art „Houston, wir haben ein Problem“! Und zwar gab es eine Rauchentwicklung im Cockpit, die den Flugkapitän zur Notlandung in München zwang. Ich erinnere mich, dass ich in dieser Situation meinen Freund fragte: “…Helmut, hast du noch das ‚Vater Unser‘ drauf?“
Mir bleibt das mulmige Gefühl unvergesslich, als wir von einer Kaskade von Feuerwehrwagen rechts und links auf dem Rollfeld eskortiert wurden. Nach der glücklichen Landung wurden wir dann innerhalb von 2 Stunden unbürokratisch auf einen Flug München-Moskau umgebucht.
In Moskau
Mit einem Taxi fuhren wir weiter ins Hotel in der Moskauer Innenstadt und übernachteten dort. Es war Oktober und sehr kalt in Moskau. Etliche Wagen von Hotelgästen, die dort Familienfeste feierten, blieben vor dem Hotel am Laufen. Bei Abstellen der Motoren wären die Wagen wohl wegen der bitteren Kälte nicht wieder angesprungen. Am Samstagmorgen organisierte die Rezeption ein Taxi für uns. Nachdem der Fahrer uns den Preis für die Fahrt nach Frjasino (70 Kilometer einfache Fahrt) nannte, haben wir ihm gesagt, dass er von uns einen Extrabonus erhalten würde, wenn er sehr vorsichtig fährt, er bereit ist einige Stunden zu warten (wir wussten ja nicht, ob die Adresse stimmte, ob es Stanislaw Petrow wirklich gab, ob er zu Hause ist und ob er uns empfängt) und uns dann auch wieder gesund zurückbringen würde. (Wer einmal mit einem Moskauer Taxi gefahren ist, weiß warum wir diesen Extrabonus angeboten haben). Ich werde die Antwort des Taxifahrers nie vergessen: „Für das Geld fahre ich Euch bis Hamburg“.
In Frjasino
In dem riesigen Wohnungs-Komplex (zu Ehren des 60. Jahrestages der russischen Oktoberrevolution errichtet) angekommen, war es auch für den russischen Taxifahrer nicht leicht, die Adresse zu finden. Nach Befragung verschiedener Passanten und Herumfahren im Kreis standen wir dann vor dem Haus Nr. 1. Und kurze Zeit später vor der Wohnung 152. Es gab kein Namensschild. Mein Freund Helmut klopfte an. Ein Mann öffnete die Tür. Ja, wir erkannten ihn. Dies war der Mann, dessen Foto in der Bildzeitung veröffentlicht worden war. Dennoch fragte ich ihn:“Are you Mr. Petrow?“ Bevor er antworten konnte, stellte ich uns vor: „This is Mr. Höhn, my name is Shoemaker. We come from Germany. We want say thank you. Not more.“ Er war sichtlich überrascht. Damit hatte er wohl an diesem Samstag Mittag nicht gerechnet und sagte jetzt zu unserer Überraschung: „Come in!“ Es war eine sofortige herzliche Verbundenheit vorhanden. Er kochte Kaffee, und wir führten ein mehrstündiges Gespräch in seiner Küche. Wir wollten ihn nach Deutschland einladen. Stanislaw Petrow erklärte seine grundsätzliche Bereitschaft für einen Besuch. Er kannte das Schengener Abkommen besser als wir. Aber er besaß keinen Pass und konnte Pass und Visa nur in Moskau beantragen. Es war auch ungewiss, ob er noch als Geheimnisträger galt und ausreisen durfte. Wir besprachen alle notwendigen Formalitäten in Russland und Deutschland und statteten ihn mit den notwendigen finanziellen Mitteln aus (er erhielt damals vom russischen Staat eine monatliche Pension von 1000 Rubel, und wir hatten im Hotel in der Moskauer Innenstadt für eine Tasse Kaffee 100 Rubel bezahlt), die notwendig waren, damit er nach Deutschland fliegen konnte. Zur Erinnerung an unseren Besuch entstanden folgende Fotos in seiner Wohnung und vor seinem Haus.
Das Haus von Stanislaw Petrow in Fryazino
Stanislaw Petrow mit meinem Freund Helmut Höhn in
seiner Küche
Wir sagten ihm zu, alle erforderlichen Papiere in Deutschland zu besorgen, die für ein Visa erforderlich seien. Für notwendige Abstimmungen gab er uns die Telefonnummer eines Nachbarn. Bei der Verabschiedung waren wir optimistisch, dass es gelingen könnte und wir uns in Deutschland wiedersehen würden.
Über den erwarteten Besuch erschien der folgende Presseartikel:
(WAZ 5.12.1998)
Wieder zu Hause
Planmäßig flogen wir am nächsten Tag (Sonntag) nach Hause. Am Montag rief mich Frau Stein vom Frenzel & Stein Reisebüro an und fragte, ob wir noch am Leben seien. Sie war besorgt, weil wir nach ihren Unterlagen zwar in Wien gelandet seien, aber den Weiterflug nach Moskau nicht genommen hätten. Für sie waren wir in Wien verschollen. Von der Notlandung und Umbuchung war ihr ja nichts bekannt.
Stanislaw Petrow zu Besuch in Oberhausen
Der Papierkrieg nahm 6 Monate in Anspruch. Endlich im April 1999 landete Stanislaw Petrow auf dem Flughafen Düsseldorf. Die Begrüßung war so herzlich wie es die Verabschiedung in Frjasino gewesen war. Stanislav Petrow war für 2 Wochen nach Oberhausen gekommen. Er wohnte während seines Aufenthaltes im Parkhotel Oberhausen, Teutoburger Straße 156. Wir besuchten u.a. den Kölner Dom, den Marktplatz in Venlo, den Warner Brothers Movie-Park in Bottrop-Kirchhellen, ein Blueskonzert mit Walter Trout im Oberhausener Ebertbad, das Olgagelände in Osterfeld, das Centro in Oberhausen, den Baldeneysee in Essen und zum Beispiel das Gartencenter Blumen Welling in Osterfeld oder die Filiale der Volksbank Oberhausen-Mülheim an der Vestischen Straße. Besonders beeindruckt hat ihn der Besuch von „Eisenheim“ in Osterfeld, eine der ältesten Arbeitersiedlungen Europas, die bis heute erhalten werden konnte und ihren sozialen Charakter bewahrt hat. Er gab den Fernsehsendern SAT1 und dem WDR kurze Interviews. (Eine Nebenbemerkung: Auch Stern-TV war über den Besuch informiert, reagierte aber nicht. Stattdessen lief dort ein Bericht über einen mobilen Pudelfriseur). Auf Einladung von Herrn Dr. Laroche, dem damaligen Leiter des Sophie-Scholl-Gymnasiums gab Stanislav Petrow eine Geschichtsstunde in der Oberstufe. Wir besuchten ein Jugend-Fussballspiel, das mein Sohn Karl-Markus als Schiedsrichter leitete und Stanislav Petrow führte mit sichtlichem Vergnügen den Anstoß bei Blau-Weiß Fuhlenbrock in Bottrop durch. Vertreter der Stadt Oberhausen empfingen ihn im Oberhausener Rathaus, und er gab ein ausführliches Privat-Interview (29 Minuten) zu den damaligen Ereignissen im Jahre 1983.
Ein besonderer Dank gilt Herrn Lew Schwarzmann, der während des Besuches von Stanislaw Petrow in Oberhausen als Dolmetscher tätig war.
Bilder, TV-Berichte und Presseartikel über den Besuch von Stanislaw Petrow in Deutschland
Stanislaw Petrow vor dem Schuleingang und bei der Begrüßung
durch den Schulleiter Dr. Bernd Laroche
Die Russischlehrerin Frau Siegrid Jocks begrüßt Stanislaw Petrow
mit den Schülern und Schülerinnen des Russischkurses
Über den Besuch Stanislaw Petrows im Sophie-Scholl Gymnasium erschienen folgende Artikel in den beiden Oberhausener Tageszeitungen (NRZ und WAZ)
WAZ 17.04.1999
WAZ 21.04.1999
Stanislaw Petrow im Rathaus Oberhausen
Stanislaw Petrow vor dem Oberhausener Rathaus
Stanislaw Petrow beim Empfang durch den Oberhausener Bürgermeister Klaus Wehling und Vertretern der Ratsparteien
Stanislaw Petrow in Oberhausen und Umgebung
Stanislaw Petrow im privaten Kreis der Familie Schumacher beim Abendessen im damaligen Chinarestaurant an der Wilhelmstraße in Oberhausen-Sterkrade (vormals Kino „TOBI“)
Stanislaw Petrow zu Besuch im Blumenhaus Welling an der Gehrbergstraße 10 in Oberhausen-Osterfeld. Das Bild zeigt den Inhaber Werner Welling bei der Übergabe eines Blumenschmuckes für das Grab seiner Frau in Moskau
Stanislaw Petrow vor der Werkstatt Vestischen Straße 144 mit den Inhabern Manfred Grosser und Ehefrau Helga Grosser, die sich auf die Restaurierung amerikanischer Oldtimer, insbesondere der Marke Cadillac, spezialisiert haben
Stanislaw Petrow vor dem Tiergehege im
Oberhausener Kaisergarten
Stanislaw Petrow auf dem Gasometer in Oberhausen
Stanislaw Petrow vor dem Parkhotel Oberhausen, in dem er während seines Aufenthaltes in Oberhausen übernachtete
Stanislaw Petrow mit Herrn Roland Altenkämper in der Filiale der Volksbank Oberhausen/Mülheim an der Vestischen Straße 153
Stanislaw Petrow beim Besuch des Restaurants Kaisergarten, am Schloss Oberhausen
Stanislaw Petrow vor dem Gasometer in Oberhausen
Stanislaw Petrow zu Besuch des Movieparks in Bottrop-Kirchhellen
Stanislaw Petrow am Eingang des Movieparks
in Bottrop-Kirchhellen
Stanislaw Petrow umringt von Jugendlichen auf einer Attraktion
im Moviepark Bottrop-Kirchhellen (3. von links)
Karusselfahren macht hungrig. Erkennbar hat es Stanislaw
Petrow im Moviepark Bottrop-Kirchhellen gut geschmeckt
Wieder zurück in Oberhausen
Stanislaw Petrow mit der Fußball-Schiedsrichterin Nicole
Schumacher zu Besuch eines von ihr geleiteten Spieles
Stanislaw Petrow schildert die Ereignisse der Septembernacht
im Jahre 1983 anlässlich eines Fernsehinterviews auf der
Terrasse der Familie Karl Schumacher
Stanislaw Petrow beim Exklusiv-Radiointerview im
Wohzimmer der Familie Karl Schumacher
Stanislaw Petrow schildert die Ereignisse der Septembernacht
im Jahre 1983. Stanislaw Petrow 1999 in Oberhausen (ca. 29 min.)
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TV Bericht von 1999 über Petrows Besuch in Oberhausen ( SAT.1 ca. 2 min.)
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TV Bericht von 1999 über Petrows Besuch in Oberhausen ( WDR ca. 3:30 min.)
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Stanislaw Petrow verabschiedet sich am Düsseldorfer Flughafen
Nach seinem Besuch
Nachdem Stanislaw Petrow in seine Heimat zurückgekehrt war, habe ich noch einmal die Bildzeitung angerufen, um mich für die Hilfe bei der Adressermittlung zu bedanken, ohne die dieser Besuch nicht möglich gewesen wäre. Die Reaktion des Bildredakteurs werde ich nicht vergessen:
„Wie…….. gibt es den Mann wirklich?“
Später haben wir dann erfahren, dass durch die Veröffentlichungen über seinen Besuch in Oberhausen amerikanische Universitäten auf ihn aufmerksam wurden und planten, ihn nach Amerika einzuladen.
Bericht über Stanislaw Petrow (ZDF – ca. 4 min.)
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World Citizen Award (arte – ca. 6 min.)
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THE MAN WHO SAVED THE WORLD (History – ca. 6 min.)
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Soviet officer saves world from Armageddon (RT – ca. 3 min.)
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Stanislaw Petrow erhält den World Citizen Award
In den Folgejahren hat die Weltöffentlichkeit die Bedeutung von Stanislaw Petrow und seiner Geschichte erkannt und gewürdigt. Ihm wurde am 21. Mai 2004, also 5 Jahre später, in New York der World Citizen Award für Verdienste um die Menschheit verliehen.
Der Besuch von Stanislaw Petrow in Oberhausen war für mich und alle, die ihn kennengelernt haben, ein unvergessliches Erlebnis.
Heute leben wir in Zeiten der Abrüstung und vergessen nur zu leicht, dass die Atommächte auch heute noch über ein Atomwaffenarsenal verfügen, mit dem sie sich mehrfach vernichten können.
Der Unterschied zu damals besteht darin, dass gegenseitig keine Aggressionsgedanken mehr gehegt werden und alle begriffen haben, dass es nur ein Überleben für sich selbst gibt, solange diese Waffen nicht zum Einsatz kommen.
Und alle haben verstanden und verinnerlicht, dass die Welt nie wieder so am Abgrund stehen darf wie im Jahre 1983, als die Last einer Entscheidung auf den Schultern von Stanislaw Petrow lag.
Ich denke, die Menschheit hat begriffen, dass die Gefahr zu groß wäre, dass im Wiederholungsfall ein anderer nicht die Größe eines Stanislav Petrow hätte.
Aber das würde dann ja auch niemand mehr erfahren und berichten können.
Ich glaube, dass war auch die Erkenntnis derjenigen, die Stanislav Petrow den „World Citizen Award“ Jahre später in New York verliehen haben.
Dieser Award wird den Männern und Frauen verliehen, die sich um die Menschheit verdient gemacht haben.
Medienpreis für Stanislav Petrow
Im Februar 2012 erhielt Stanislav Petrow den 20. Deutschen Medienpreis in Baden Baden. Die Ehrung nahm der Altbundespräsident Roman Herzog in einer bewegenden Ansprache vor.
Die Bildzeitung berichtete am 24. Februar 2012 über die Verleihung
Film über und mit Stanislaw Petrow
The Man who saved the world
(Der Mann, der die Welt rettete)
Erscheinungsdatum: 15. Mai 2015 (Vereinigtes Königreich).
Besetzung: Kevin Costner, Robert de Niro, Stanislaw Petrow u.v.m.
(Quelle Youtube: The Man Who Saved the World Trailer 1 (2015) – Stanislav Petrov, Kevin Costner Documentary HD)
Friedenspreis der Stadt Dresden
Sichtlich bewegt nahm Stanislav Petrov
in der Semperoper den Dresden-Preis entgegen.
Friedenspreis der Stadt Dresden für Stanislav Petrov
Am 17. Februar 2013 erhielt Stanislav Petrov in der Semperoper in Dresden als vierter Preisträger den Friedenspreis der Stadt Dresden. Der erste Preisträger war im Februar 2010 der frühere russische Staatschef Michail Gorbatschow.
Die Laudatio hielt Dr. Claus Kleber (ZDF Journal). Der Friedensnobelpreisträger für Medizin „Günter Blobel“ gehört zu den Initiatoren des Dresden-Preises.
Wir freuen uns mit Herrn Stanislav Petrov für die erneute öffentliche Ehrung und Annerkennung seiner Verdienste für die Menschheit.
Nähere Informationen zum Dresden-Preis: Wikipedia
Im September 2015 ist ein Buch über die
weltgeschichtliche Bedeutung von
Stanislaw Petrow erschienen
Autorin: Ingeborg Jacobs
Herausgeber: Westend (25. September 2015)
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
ISBN-10: 3864891116
ISBN-13: 978-3864891113
Friedensnobelpreis
Das Vorschlagsrecht für die Nominierung zu Nobelpreisen liegt nur bei Parlamentariern,
bestimmten Organisationen und Nobelpreisträgern.
Ich bin der Meinung, dass niemand mehr als Stanislaw Petrow
den Friedensnobelpreis verdient hätte.
Der Nobelpreisträger für Medizin, Herr Professor Dr. Günter Blobel ist ebenfalls dieser Meinung
und hat mir per E-Mail vom 28.12.2012 zugesichert, meine Anregung aufzunehmen
und sich dafür einzusetzen, Stanislaw Petrow für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen.
Leider hat das Komitee für den Friedensnobelpreis die Bedeutung
und Leistung von Stanislaw Petrow nicht erkannt.
Mit z.B. Mahatma Gandhi ist er in guter Gesellschaft
der Menschen, die den Friedensnobelpreis verdient hätten,
aber nicht bekommen haben.
Stanislaw Petrow starb am 19. Mai 2017 in Frjasino bei Moskau.
Wie ich erst am 7. September 2017 nach über 3,5 Monaten durch ein Telefonat davon erfuhr.
Ich schaltete eine Traueranzeige in der WAZ Rhein-Ruhr.
„Weltweite Berichterstattung über seinen Tod“
„Eine Chance für den Friedensnobelpreis“
habe ich in einem Buch zusammengetragen.
Besuch des Grabes zum ersten Todestages von Stanislaw Petrow am 19. Mai 2018 auf dem Friedhof in FRJASINO
Folgender Nachruf wurde mir von Dr. Leo Ensel, der durch
mich Stanislaw Petrow kennengelernt hat, übermittelt
Der einsame Tod des Mannes, der die Welt gerettet hatte
Fast zehn Jahre hatte es gedauert, bis die Nachricht von seiner Millionen Menschenleben rettenden Nicht-Tat allmählich in die Welt sickerte. Und dann dauerte es nochmals Jahre, bis er langsam wenigstens einen Bruchteil der Anerkennung erhielt, die er verdient: Der ehemalige Oberstleutnant der Sowjetarmee Stanislaw Petrow hatte im Herbst 1983 durch eine einsame mutige Entscheidung sehr wahrscheinlich einen Dritten Weltkrieg verhindert und damit das Leben von Millionen, gar Milliarden Menschen gerettet.
Die Nacht vom 25. auf den 26. September 1983
Zur Erinnerung: In der Nacht vom 25. auf den 26. September, mitten im kältesten Kalten Krieg, schrillte um 0:15 Ortszeit im sowjetischen Raketenabwehrzentrum bei Moskau die Sirene. Das Frühwarnsystem meldete den Start einer amerikanischen Interkontinentalrakete. Dem diensthabenden Offizier Petrow blieben nur wenige Minuten zur Einschätzung der Lage. Im Sinne der damals geltenden Abschreckungslogik – „Wer zuerst schießt, stirbt als zweiter!“ – hatte die Sowjetführung weniger als eine halbe Stunde Zeit, den alles vernichtenden Gegenschlag auszulösen. Petrow analysierte die Situation und meldete nach zwei Minuten der Militärführung Fehlalarm infolge eines Computerfehlers. Während er noch telefonierte, meldete das System einen zweiten Raketenstart, kurz darauf folgten ein dritter, vierter, fünfter Alarm. Stanislaw Petrow behielt trotz allem die Nerven und blieb bei seiner Entscheidung. Nach weiteren 18 Minuten extremster Anspannung passierte – nichts! Der diensthabende Offizier hatte rechtbehalten. Es hatte sich in der Tat um einen Fehlalarm gehandelt; wie sich ein halbes Jahr später herausstellte, infolge einer äußerst seltenen Konstellation von Sonne und Satellitensystem, noch dazu über einer US-Militärbasis. Das sowjetische Abwehrsystem hatte diese Konfiguration als Raketenstart fehlinterpretiert.
Was geschehen wäre, wenn Petrow zu einer anderen Einschätzung gelangt und dem als äußerst argwöhnisch geltenden Parteichef Andropow den Anflug mehrerer amerikanischer Interkontinentalraketen gemeldet hätte – und dies im Vorfeld der Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Westeuropa und drei Wochen nach dem Abschuss einer südkoreanischen Passagiermaschine über der russischen Insel Sachalin –, das kann sich jeder ausrechnen, der bereit ist, die notwendige Phantasie und den Mut aufzubringen, Eins und Eins zusammenzuzählen. Nie hat die Welt vermutlich so unmittelbar vor einem alles vernichtenden atomaren Weltkrieg gestanden.
Wer war dieser Mann, dem wir die Rettung unserer Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft verdanken?
Ein sowjetisches Leben in kurzen Strichen skizziert: 1939 bei Wladiwostok geboren, der Vater Jagdflieger, die Familie eines Soldaten muss oft umziehen. Später wird er selbst Berufssoldat. Für seine weltrettende Entscheidung wurde er zuerst gerüffelt, dann weder befördert noch bestraft. Den frühen Tod seiner geliebten Frau scheint er nie verwunden zu haben. Die Journalistin Ingeborg Jacobs hat vor drei Jahren über ihn, die Zeit des Kalten Krieges und die berühmte Nacht im Herbst 1983 ein kluges einfühlsames Buch verfasst.
Ein verhinderter Friedensnobelpreisträger im Plattenbau
Als ich im Jahre 2010 zum ersten Mal von Stanislaw Petrow und den Ereignissen des 26. September 1983 erfuhr, musste ich mich erst einmal setzen. Nachdem ich endlich wieder zu mir gekommen war, mir bewusst gemacht hatte, was da eigentlich geschehen war und was ich zusammen mit der ganzen Welt diesem Mann verdanke, schossen mir folgende Fragen durch den Kopf:
Warum erhält dieser Mann nicht den Friedensnobelpreis?
Warum steht diese Geschichte nicht in den Lesebüchern aller Kinder dieser Welt?
Als warnendes Beispiel dafür, wie weit es die Menschheit mit ihrem Wettrüsten bereits gebracht hatte.
Und als ermutigendes Beispiel für menschlichen Mut und Zivilcourage.
Und:
Wie lebt dieser Stanislaw Petrow als russischer Rentner in seiner vermutlich 60 Quadratmeter großen Wohnung im Plattenbau?
Hat er mehr als 200 Euro im Monat?
Und:
Wie geht es ihm?
Ist er gesund?
Glücklich?
Ich wusste nichts über ihn und hatte doch, ohne es erklären zu können, ein Gefühl:
Dieser Mann ist nicht glücklich!
Im Mai 2013 nahm ich Kontakt mit ihm auf. Ich schickte Stanislaw Petrow einen Dankesbrief zusammen mit einer schönen Armbanduhr und Geld. Wenig später erhielt ich von ihm eine sehr freundliche Mail.
Späte Anerkennung
In den letzten zehn Jahren seines Lebens kam es dann doch noch zu einer gewissen späten Anerkennung. Er erhielt Einladungen nach New York, Westeuropa und besonders oft nach Deutschland. Und einige Preise waren nicht nur mit Ehre verbunden, sondern zum Glück auch mit – Geld! Und doch blieb er, so scheint es mir, zugleich der einsame Mann in der verstaubten unbenutzten Küche seiner Plattenbauwohnung, endlose 50 Kilometer vom Moskauer Stadtzentrum, vom Kreml entfernt.
Anläßlich einer Preisverleihung 2012 in Baden-Baden kam es am Ende eines Interviews, das die WELT mit Stanislaw Petrow führte, zu folgendem bemerkenswerten Dialog:
Die Welt: Herr Petrow, sind Sie ein Held?
Stanislaw Petrow: Nein, ich bin kein Held. Ich habe einfach nur meinen Job richtig gemacht.
Die Welt: Aber Sie haben die Welt vor einem Dritten Weltkrieg bewahrt.
Stanislaw Petrow: Das war nichts Besonderes.
„Um 0.15 Uhr schrillte die Sirene los“
WELT am 27.02.2012 | Lesedauer: 8 Minuten | Von Heike Vowinkel, Chefreporterin
>> Das vollständige Interview kann in der WELT online nachgelesen werden:
Man halte für einen Moment lang inne und mache sich klar, was dieser nüchterne Satz Petrows bedeutet: Er ist nichts weniger als das Understatement der Weltgeschichte!
Am 19. Mai 2017 ist Stanislaw Petrow im Alter von 77 Jahren in Frjasino gestorben. Wie mir sein Sohn Dmitri Anfang September letzten Jahres mitteilte, wurde er im engsten Familienkreis beigesetzt. Es dauerte fast vier Monate, bis diese Nachricht die Welt endlich erreichte.
Dr. Leo Ensel („Look at the other side!“) ist Konfliktforscher und interkultureller Trainer mit Schwerpunkt „Postsowjetischer Raum und Mittel-/Ost-Europa“. Autor einer Reihe von Studien über die wechselseitige Wahrnehmung von Russen und Deutschen. Im Frühjahr 2013 nahm er Kontakt mit Stanislaw Petrow auf und besuchte ihn im Sommer 2016 in seiner Wohnung in Frjasino bei Moskau.
Eine Ode
für Stanislaw Jegrafowitsch Petrow
des Komponisten Pierre-Dominique Ponnelle
Die Partitur (das Notenblatt) der Ode – hier zum Downloaden.
Audiomittschnitt der Ode zum Anhören.
Mit freundlicher Genehmigung des Komponisten Pierre-Dominique Ponnelle und des Interpreten – des Organisten KMD Michael Grill
Zu meiner Orgelkomposition „Ode an Stanislaw Jewgrafowitsch“
Am 26. September 1983 wäre die Menschheit beinahe vernichtet worden. Das sowjetische Raketen-Frühwarnsystem meldet um 0.15 Uhr einen Atomangriff der USA.
Diensthabender „operativer Wachhabender“ war Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow. Er vertrat einen erkrankten Kollegen – dieser Zufall sollte sich als Glück für die Welt erweisen.
Für Petrow ist es unvorstellbar, daß in Amerika jemand so verrückt sein sollte, den Atomkrieg auszulösen. Er vertraut seiner Intuition, behält die Nerven, und meldet, trotz immer alarmierenderer Warnungen und nach sorgfältiger Abwägung aller eingehenden Informationen, seinen Vorgesetzten am Telefon einen „Fehlalarm“. Die glauben ihm.
Für diese Entscheidung hatte er nur wenige Minuten. So verhinderte er den atomaren Gegenschlag, und damit eine ausweglose Spirale der Vernichtung.
Es erfordert viel Mut, man riskiert seine Existenz, mitunter sein Leben, sich Befehlen und Vorschriften zu widersetzen. Ach, wenn im Laufe der Geschichte nur mehr Menschen diesen Mut gehabt hätten!
Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow, der Mann der die Welt rettete, ist ein wahrer „Held unserer Zeit“ für mich. Er hätte den Friedensnobelpreis verdient.
Wir alle sind ihm zu unendlichem Dank verpflichtet.
Pierre-Dominique Ponnelle
Auch Michail Gorbatschow kennt Stanislaw Petrow
Michail Sergejewitsch Gorbatschow hatte von meinem Einsatz für Stanislaw Petrow gehört und deshalb eine Einladung nach Moskau ausgesprochen.
Video von der Aufstellung der Gedenktafeln vom 19. Mai 2019 zu Ehren und Erinnerung an Stanislaw Petrow im kleinen Park an der Vestischen Straße 137 in 46117 Oberhausen-Osterfeld.
Während meiner Rede stand meine Enkelin Hannah Zimmermann, eines meiner neun Enkelkinder, neben mir. (Dauer des Videos 1 Stunde und 6 Minuten. Die Reden beginnen ab der elften Minute.)
Anläßlich des 90. Geburtstages von Michail Gorbatschow hat die WAZ Ruhrgebietweit am 2. März 2021 noch einmal an die Aufstellung der Tafeln zu Ehren Stanislaw Petrows in Oberhausen erinnert.
Stanislaw Petrow Dokumentationen
(Quelle YouTube – ZDF History – 1983 – Die Welt am Abgrund Teil 1)
(Quelle YouTube – ZDF History – 1983 – Die Welt am Abgrund Teil 2)
(Quelle YouTube – WDR Stichtag)
Der Lyriker Eberhard Kirchhoff hat auf meine Anregung hin ein Gedicht für Stanislaw Petrow verfasst:
Dieser kleine Moment
Es ist beabsichtigt dieses Gedicht in 3 Sprachen deutsch/englisch und russisch auf einer weiteren Tafel im Park an der Vestische Straße in Oberhausen-Osterfeld der Öffentlichkeit vorzustellen.
KONTAKTMÖGLICHKEITEN
Ich freue mich über jeden Kontakt
Karl Schumacher
Vestische Straße 146 · D-46117 Oberhausen
Telefon: 0178-266 79 01
E-Mail: inhaber@karl-schumacher.de
© Karl Schumacher